Bleu

LORENZ RAAB – trumpet, flugelhorn
ALI ANGERER – tuba, electric dulcimer
RAINER DEIXLER – drums, percussion

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BLEU 25 YouTube PLAYLIST

Pressetext
Bleu – Deeper

Bleu, nicht Blue. Das macht einen Unterschied. Denn es geht nicht um die Traurigkeit des großen Gefühls, sondern um die Melancholie der feinen Klänge. Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind ihr Lorenz Raab, Ali Angerer und Rainer Deixler auf der Spur. Und sie haben dafür eine besondere Konstellation gewählt. 

Raabs Trompete, zuweilen auch das Flügelhorn, sind Kompagnons der Stimme. Sie sind Medien eines Erzählers, der gerne ein wenig ausholt, an bedeutsamen Stellen verweilt, um dann gemessenen, aber bestimmten Schritts sein Ziel zu erreichen. Denn sie haben den Ton eines erfahrenen Künstlers, der sich in der Welt der Klassik ebenso zuhause fühlt, wie in den Clubs der langen Nächte und diese Weite der Impulse zu einer gelassenen kammermusikalisch improvisierenden Mischung verbindet. Kenny Wheeler trifft Mozarteum, womöglich mit einem Elektroniker an der Seite, eine Verbindung der Lehrer und Einflüsse von einst, die sich längst zu einem individuellen Spielstil entwickelt haben.

Ali Angerer hingegen ist bereits in der Wahl seiner Instrumente ein Dompteur der Widersprüche. Auf der einen Seite steht die Tuba, tief und wuchtig, ein Klangkörper der mühelos nach dem Raum greift und ihn beherrscht. Auf der anderen kontert er mit einer elektrischen Dulcimer, die als Bordunzither mit schwirrenden, fragilen Saitenklängen den Bandsound transparent wirken lässt und außerdem mit ein wenig synthetischer Erweiterung auch dezente, überraschende Effekte zulässt. Rainer Deixler schließlich versteht sich als Pulsgeber, weniger als Rhythmusknecht. Sein Schlagzeug bevorzugt hintergründige Akzente, Beckensounds und ungewöhnlich geschlagene Trommeln, die der Musik einerseits Struktur verleihen, sich darüber hinaus aber als Textur verstehen, die die Melodien umfängt und ihr eine Basis zur räumlichen Entfaltung gibt. 

In der Summe ergibt das Bleu als ein Trio kammerjazzig ineinandergreifender Klangideen. „Deeper“ ist als Studioalbum Nummer 5 seit dem selbstbetitelten Debüt 2001 einerseits Fortentwicklung, andererseits Conclusio einer musikalisch gemeinsam erlebten Zeit. Die Musik ist noch zurückgenommener, reduzierter als auf den vorangegangenen Alben, wirkt dabei beiläufig konzentriert wie die Bündelung gestalterischer Energien. Das ist Improvisation ebenso wie Klarheit, melodische Unmittelbarkeit wie harmonisches Schweifen. Deshalb auch der Titel. Denn Raab, Angerer und Deixler sind gemeinsam mit ihrem Trio älter geworden. Sie können sich auf einen Fundus profunder Erfahrungen verlassen, die sie mit ihren anderen Projekten und mit Bleu gesammelt haben. Das ergibt Musik von zarter Schönheit, einer wenig melancholisch manchmal. Aber das ist auch ein Grund zum Lächeln.           
Ralf Dombrowski

Foto © Reinhard Winkler
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